Häufige Fragen

Patienten fragen - Experten antworten

Wie wird eine Allergie diagnostiziert?

Prof. Dr. med. Karl-Otto Steinmetz, Lungenzentrum Darmstadt

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An erster Stelle steht die Anamnese. Dazu ermittelt die Ärztin oder der Arzt die persönliche Krankengeschichte des Betroffenen und klärt in einem ausführlichen Gespräch die wichtigsten Fragen: Welche Symptome hat die Patientin oder der Patient? Treten die Symptome zu einer bestimmten Tages- oder Jahreszeit vermehrt auf? Seit wann bestehen die Beschwerden und wie stark sind sie ausgeprägt? Anschließend folgen spezielle Allergietests. Beim Pricktest werden Lösungen mit potenziellen allergieauslösenden Stoffen auf die Innenseite des Unterarms geträufelt und anschließend mit einer speziellen, feinen Nadel - der Prick-Lanzette - hineingepikt, sodass die Lösungen in die Haut eindringen. Nach zwanzig Minuten wird das Ergebnis überprüft. Entsteht eine Quaddel, die juckt und gerötet ist, spricht das für eine mögliche Allergie.

Eine weitere Möglichkeit ist der RAST-Test (Radio-Allergo-Sorbent-Test), ein Allergietest zum Nachweis spezifischer IgE-Antikörper im Blut. Diese Antikörper lassen genaue Rückschlüsse auf den Stoff zu, gegen den sie gerichtet sind. Damit lässt sich untersuchen, ob das Immunsystem auf einen ganz bestimmten Stoff reagiert. Für den RAST-Test wird dem Betroffenen eine Blutprobe entnommen und anschließend im Labor analysiert.

Zusätzlich ist ein nasaler Provokationstest oder ein Inhalationstest möglich. Damit finden wir heraus, ob die betreffenden Allergene tatsächlich allergische Beschwerden verursachen. Die genannten Haut- und Bluttests können nämlich nur nachweisen, dass das Immunsystem der Patientenin oder des Patienten auf einen bestimmten Stoff reagiert – Allergologinnen und Allergologen sprechen von einer Sensibilisierung. Eine Sensibilisierung muss aber nicht bedeuten, dass die Reaktion dem Betroffenen tatsächlich Beschwerden bereitet. Beim nasalen Provokationstest wird dagegen ein Allergenextrakt in die Nase gesprüht, beim Inhalationstest eingeatmet. Dabei zeigt sich meistens sehr schnell, ob der entsprechende Stoff eine allergische Reaktion an den Schleimhäuten der Nase und des Rachenraums hervorruft.

Weder Pricktest noch RAST-Test haben für sich allein eine Trefferquote von 100 Prozent. Manchmal sind alle zuvor beschriebenen Testmethoden erforderlich, um eine Allergie letztlich zu beweisen.

Warum empfiehlt die WHO gerade die Allergie-Immuntherapie?

Prof. Dr. med. Karl-Christian Bergmann, Allergie-Centrum der Charité Berlin

Prof. Dr. Bergmann

 

Diese Behandlungsmethode hat bislang sehr gute Erfolge erzielen können. Die Chancen, seine Allergie ein für alle Mal los zu werden, stehen bei rund 80-90 %. Die Allergie-Immuntherapie behandelt nicht nur die Beschwerden, sondern setzt bei der Ursache der Erkrankung an – nämlich einem Immunsystem außer Kontrolle.

Jeder Fünfte in Deutschland ist allergisch, Tendenz steigend - wo sehen Sie Handungsbedarf?

Allergiker sind dramatisch unterversorgt. Bislang erhalten gerade einmal sieben Prozent der Betroffenen die adäquate Behandlung, nämlich eine Allergie-Immuntherapie. Viele Patientinnen und Patienten wissen gar nicht, dass man Allergien nicht auf die leichte Schulter nehmen darf und dass ihre Erkrankung eigentlich gut behandelbar ist. Hier bedarf es verstärkter Aufklärungsarbeit.

Leider keine Erkältung! Diagnose Heuschnupfen – Wer hilft mir?

Priv.-Doz. Dr. med. Martin Wagenmann, Universitätsklinikum Düsseldorf

PD Dr. Wagenmann

Der Schnupfen geht nicht weg. Das Krankheitsgefühl ist anders als bei einer normalen Erkältung. Nase und Rachen jucken stark. Auch die Augen jucken. Das Schnupfensekret ist glasklar und wird nicht – wie sonst beim Erkältungsschnupfen – dickflüssiger. Und wenn es regnet, geht es den Betroffenen besser. Die Verdachtsdiagnose lautet: Heuschnupfen.

Der nächste Weg sollte zur Allergologin oder zum Allergologen, zu einer allergologisch weitergebildeten Facharztpraxis führen. Häufig führen Hautärztinnen und Hautärzte oder Hals-Nasen-Ohren-Ärztinnen und -Ärzte diese Zusatzbezeichnung auf ihren Praxisschildern. Aber auch Kinderärztinnen und -ärzte oder Lungenspezialistinnen und -spezialisten und so manche Allgemeinärztin oder mancher Allgemeinarzt kann eine solche allergologische Weiterbildung vorweisen.

Die Allergologin oder der Allergologe kann durch einen Hauttest oder auch durch eine Untersuchung des Blutes erkennen, worauf der Betroffene allergisch reagiert. Ein erster Schritt ist dann, die Ursache zu beseitigen. Doch oft geht das nicht. Die Katze oder der Hund sollen nicht weg gegeben werden, vor Baum- und Gräserpollen kann man sich auch nur bedingt schützen und der Matratzenüberzug hält die Milben auch nicht 100%ig fern.

Die Allergologin oder der Allergologe kann helfen, die Beschwerden sofort zu lindern. Er kennt aber auch Therapiemöglichkeiten, die eine nachhaltige Besserung der allergischen Beschwerden bewirken, die Allergie-Immuntherapie.

Was ist eine Allergie-Immuntherapie? Ist eine Cortison-Spritze auch eine Allergie-Immuntherapie?

Prof. Dr. med. Thilo Jakob, Universitätsklinikum Freiburg

Prof. Dr. Jakob

Durch die Allergie-Immuntherapie wird dem Körper beigebracht, nicht mehr auf die Auslöser von Allergien zu reagieren. Hierzu werden die Auslöser von allergischen Reaktionen, die Allergene, dem Immunsystem in zunächst sehr kleinen und dann immer größeren Portionen angeboten. Durch diese andauernde Auseinandersetzung mit den Allergenen, lernt das Immunsystem allmählich, sich daran zu gewöhnen und nicht mehr zu reagieren. Die Auslöseschwelle, bei der die allergischen Reaktionen wie Niesen, tränende und juckende Augen auftreten, wird angehoben. Dieser Lernvorgang nimmt einige Zeit in Anspruch. Deshalb dauert die Therapie normalerweise auch 3 bis 5 Jahre.

Während die Allergie-Immuntherapie also eine Schulung des Immunsystems ist, wird mit einer Kortison-Spritze das Immunsystem sozusagen schlafen gelegt. Kortison unterdrückt die Bildung von Botenstoffen, die für die Vermittlung von entzündlichen Reaktionen verantwortlich sind. Diese Botenstoffe sorgen dafür, dass z.B. Niesattacken ausgelöst werden. Wenn diese Botenstoffe gar nicht da sind, verschläft das Immunsystem die Allergenattacke. Die Wirkung ist jedoch nur kurz und hält nur so lange an, bis das Kortison vom Körper wieder abgebaut worden ist.

Die Kortisonspritze ist also keine Allergie-Immuntherapie. Sie wirkt ungerichtet und nur vorrübergehend. Im Gegensatz hierzu führt die Allergie-Immuntherapie zu einer nachhaltigen Veränderung der Reaktionsbereitschaft des Immunsystems, die sich in einer Abnahme der Allergiebeschwerden bemerkbar macht und zusätzlich als Langzeit- und Vorbeugewirkung das Entstehen von neuen Allergien und von allergischem Asthma verhindern kann.

„Allergie-Immuntherapie“: Müssen es denn immer Spritzen sein?

Priv.-Doz. Dr. med. Jean-Pierre Allam, Universitätsklinikum Bonn

PD Dr. Allam

Wer Angst vor Spritzen oder keine Zeit für regelmäßige Arztbesuche einmal im Monat hat, kann die „Allergie-Immuntherapie“ auch zu Hause durchführen. Dazu wird die Allergenlösung in Tropfen- oder Tablettenform sublingual verabreicht, also unter die Zunge geträufelt bzw. gelegt, um dort für mindestens 2 Minuten vor dem Abschlucken gehalten zu werden.

Vor allem die Mundschleimhaut ist durch ihre hohe Resorption sehr gut für die Allergenaufnahme geeignet. Bestimmte Zellen in der Mundschleimhaut nehmen die Allergene auf und präsentieren sie dem Immunsystem. Ähnlich wie bei der subkutanen Immuntherapie lernt das Immunsystem mit der Zeit, diese Allergene zu tolerieren und weniger bis keine allergischen Symptome mehr in Nase und Lunge auszulösen.

Diese Form der „Allergie-Immuntherapie“ mit Tabletten oder Tropfen wird als sublinguale Immuntherapie bezeichnet und muss im Gegensatz zur „Allergie-Immuntherapie“ mit Spritzen – der subkutanen Immuntherapie – täglich durchgeführt werden. Beide Therapieformen werden durch den Überbegriff Hyposensibiliserung zusammengefasst und mindestens über 3 Jahre durchgeführt. Für eine Gräserpollenallergie steht bereits seit 2006 eine Tablette zur Verfügung, die täglich unter die Zunge gelegt wird. Auch Milbenallergiker können mittlerweile von der Hyposensibilisierung in Tablettenform profitieren. Die Tablette löst sich in Sekundenschnelle im Speichel auf und es entsteht dadurch im Mund ein geringeres Volumen als im Vergleich zur Tropfenlösung, was dem Schluckreflex entgegen wirkt. Dadurch hat die Patientin bzw. der Patient nicht das Problem, die Flüssigkeit ausreichend lange unter der Zunge halten zu müssen, was vor allem für Kinder problematisch sein kann. Die Tablette ist für Kinder ab einem Alter von 5 Jahren zugelassen.

Wie finde ich für mich die passende Allergie-Immuntherapie? Welche Anwendungsform ist für wen geeignet?

Dr. med. Marcella Kollmann-Hemmerich, München

Dr. Kollmann-Hemmerich

Je nach Art der Allergie – ob gegen Pollen, Hausstaubmilben, Insektengift, Schimmelpilze oder Tierhaare – stehen unterschiedliche Anwendungsformen zur Verfügung. Eine Allergie gegen Insektengift wird ausschließlich mit einer subkutanen Allergie-Immuntherapie, also mit Spritzen unter die Haut, behandelt. Bei einer Allergie gegen Gräserpollen oder gegen Hausstaubmilben sind sowohl Spritzen als auch Tropfen und Tabletten erhältlich.

Wenn mehrere Anwendungsformen zur Auswahl stehen, kann die behandelnde Ärztin oder der behandelnde Arzt zwischen Tropfen, Tabletten und Spritzen entscheiden und dabei auch die Wünsche der Patientin oder des Patienten berücksichtigen. In der aktuellen Leitlinie zur Hyposensibilisierung aus dem Jahr 2014 werden Tropfen und Tabletten als gleichwertige Therapieform zur Spritze anerkannt. Bei jeder Anwendungsform gibt es Präparate, deren Wirksamkeit gut belegt ist – sprechen Sie Ihre Ärztin oder Ihren Arzt ruhig aktiv darauf an.

Tabletten und Tropfen haben den Vorteil, dass der Betroffene unabhängiger ist und die Therapie selbst zu Hause durchführen kann. Auch Kinder profitieren von dieser Art der Behandlung, da sie sich häufig vor Spritzen fürchten. Voraussetzung ist natürlich, dass man am Ball bleibt und die Behandlung konsequent jeden Tag durchführt. Bei Kindern sollten die Eltern mit aufpassen. Ich persönlich mache mit der Allergie-Immuntherapie in Tropfen- oder Tablettenform nur gute Erfahrungen. Die erste Einnahme erfolgt meist unter ärztlicher Aufsicht in der Praxis, danach kann die Patientin oder der Patient das Präparat selbst zu Hause einnehmen. Schwere Nebenwirkungen sind bei der Allergie-Immuntherapie mit Tropfen oder Tabletten sehr selten.  

Alternativ kommen Spritzen zum Einsatz, auch hier die Ärztin oder den Arzt nach Präparaten mit gut belegter Wirksamkeit fragen.

Was passiert, wenn eine Allergie nicht ursächlich behandelt wird?

Prof. Dr. med. Eckard Hamelmann, Ruhr-Universität Bochum im St. Josef-Hospital

Prof. Hamelmann

Eine Allergie kann sich zuerst oft an den oberen und unteren Atemwegen, also an Nase, Mund und Rachen, oder im Verdauungsapparat im Sinne einer Nahrungsmittelunverträglichkeit äußern. Im Vordergrund stehen hier entzündliche Veränderungen der Haut und/oder der Schleimhäute, ein typisches Symptom ist der Juckreiz und die Rötung. Diese Reaktionen beruhen darauf, dass bestimmte körpereigene Abwehrzellen gegen eigentlich harmlose Umweltstoffe oder Nahrungsmittel im Sinne einer Abwehrreaktion reagieren und sozusagen „Alarm schlagen“. Durch Freisetzung von bestimmten Botenstoffen der Entzündung, wie z. B. Histamin, werden die typischen Symptome einer Allergie wie Schnupfen, Husten, Niesattacken, Juckreiz oder Hautekzeme hervorgerufen.

Wenn eine Allergie nicht frühzeitig erkannt und rechtzeitig behandelt wird, drohen zwei Probleme: Erstens kann es durch die fortgesetzte Entzündungsreaktion zu einer Chronifizierung der Erkrankung kommen, die Allergie bleibt also über einen längeren Zeitraum oder mehrere Jahre bestehen und schreitet voran. Zum zweiten kann sich die allergische Reaktion auch auf weitere Organe ausbreiten. In diesem Zusammenhang ist besonders das Risiko zu erwähnen, dass bei einer bestehenden allergischen Rhinitis (Heuschnupfen) ein allergisches Asthma entsteht. Dieser sogenannte „Etagenwechsel“ ist bei etwa zwei Drittel aller Patientinnen und Patienten mit einer allergischen Rhinitis zu beobachten und bedeutet zusätzlich zu der Einschränkung der Lebensqualität aufgrund der Heuschnupfenerkrankung eine ernstzunehmende weitere Beeinträchtigung. Auch im Sinne der Ausweitung der Allergie können weitere Allergene krankheitsauslösend werden. So kann aus einer ausschließlichen Frühblüherallergie nach einigen Jahren eine kombinierte Allergie gegen frühblühende Bäume, Gräser, Pollen und Milben werden. Das bedeutet für den Betroffenen, dass er unter Umständen von Januar bis spät in den Herbst hinein mit den Problemen einer allergischen Atemwegserkrankung zu kämpfen hat, zusätzlich auch durch die Kreuzreaktion zwischen den Pollenallergenen mit Bestandteilen vieler Nahrungsmittel auch ein so genanntes orales Allergiesyndrom entsteht, bei dem nach Genuss bestimmter Lebensmittel, z. B. Äpfeln oder Karotten, oft sehr unangenehme Empfindungen im Mund- und Rachenbereich auftreten.

Entsprechend ist die frühzeitige Diagnose einer allergischen Erkrankung und die rechtzeitige, möglichst kausale Behandlung das vordringliche Ziel. Neben den üblichen Medikamenten zur Bekämpfung der typischen allergischen Symptome (vor allem Antihistaminika und Kortisonspray für die Nase und/oder die Lunge) spielt hier die sogenannte Allergie-Immuntherapie/ Hyposensibilisierung eine wesentliche Rolle. Diese stellt die einzige kausale Behandlungsmöglichkeit dar, bei der durch Verabreichung definierter Mengen des spezifischen Allergens entweder in Form einer subkutanen Spritze oder in Form einer Tablette/Allergenlösung in den Mundbereich das Immunsystem trainiert wird, das an sich harmlose Allergen auch wieder als ein solches zu erkennen und die krankheitsfördernde Immunreaktion einzustellen. Dies gelingt im positiven Sinne bei 80 – 90% aller Patienten und führt zu einer signifikanten Verminderung der Krankheitssymptome. Besonders wichtig ist hier anzumerken, dass eine erfolgreiche Immuntherapie das Risiko für Asthma bei bestehender Heuschnupfenerkrankung etwa halbiert, ebenso das Risiko für die Sensibilisierungen gegen weitere Allergene. Entsprechend ist also die frühzeitige Behandlung mit dieser kausalen Option eine wichtige Maßnahme für alle allergischen Patientinnen und Patienten und sollte zwischen Betroffenen, bzw. Angehörigen und der Allergologin oder dem Allergologen bzw. der behandelnden Ärztin bzw. dem behandelnden Arzt immer ausführlich angesprochen und geklärt werden.

Pricktest

Das am häufigsten eingesetzte Allergie-Testverfahren

Hyposensibilisierung

Die Ursache deiner Allergie behandeln

Allergie und Asthma

Eine Allergie kann sich zu Asthma ausweiten