Allergien längerfristig lindern
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.Gegen welche Heuschnupfen-Auslöser hilft eine Hyposensibilisierung?
.Welche Arten von Allergie-Immuntherapien gibt es?
.Was sind mögliche Nebenwirkungen der Hyposensibilisierung?
.Was erwartet eine Kinderärztin von einer Hyposensibilisierung?
.Patienten-Berichte zur Hyposensibilisierung
.Was kostet eine Hyposensibilisierung und übernimmt meine Krankenkasse die Kosten?
.Was ist für die zukünftige Behandlung von Allergien wichtig?
Eine Hyposensibilisierung behandelt die Ursache deiner Allergie. Ziel ist, die übertriebene Reaktion deines Immunsystems auf das eigentlich harmlose Allergen wieder richtig zu trainieren. Dies kann Allergiesymptome während und nach der Behandlung sowie den Bedarf an Antiallergika reduzieren. Zudem kann das Risiko verringert werden, allergisches Asthma oder weitere Allergien zu entwickeln.
Diese Art der Allergiebehandlung existiert bereits seit mehr als einem Jahrhundert. Üblicherweise wird sie mit der Allergenvermeidung sowie, häufig zu Beginn der Therapie, mit kurzfristig symptomlindernden Medikamenten wie Antihistaminika und Kortikosteroiden kombiniert. Die Hyposensibilisierung wirkt aber völlig anders als symptomlindernde Medikamente, denn sie lindert nicht nur die Symptome, sondern bekämpft auch die Ursache deiner Allergie: eine Überreaktion deines Immunsystems. Wenn du dich auf diese Behandlung einlässt, packst du deine Allergie direkt an der Wurzel.
Die Allergie-Desensibilisierung wird über einen bestimmten Therapiezeitraum durchgeführt. Durch die wiederholte Gabe definierter Dosen des Allergens soll sich dein Immunsystem allmählich wieder an den Allergieauslöser gewöhnen, ihn also nicht mehr als Bedrohung wahrnehmen. Es ist also kein Medikament, das du bei dem Auftreten akuter Symptome anwendest, sondern mit dem du längerfristig die eigentliche Ursache der Symptome behandelst. Zudem kann sie das Risiko eines Fortschreitens allergischer Erkrankungen, etwa der Entstehung von allergischem Asthma, reduzieren.
Die Allergie-Immuntherapie ist unter anderem für luftgetragene (inhalative) Allergieauslöser wie Pollen und Hausstaubmilben sowie für Erdnüsse und Insektengifte erhältlich. Es gibt verschiedene Darreichungsformen, abhängig vom Auslöser, Lebensumständen, individuellem Patientenwunsch und dem Alter der behandelten Person. Es gibt auch Präparate für die Behandlung von Kindern.
Voraussetzung ist, dass eine Allergie bei dir diagnostiziert wurde und du genau weißt, auf welchen Auslöser du allergisch reagierst. Infolgedessen kann dich deine Ärztin oder dein Arzt individuell beraten, ob eine Allergie-Immuntherapie überhaupt möglich ist, welche Begleiterscheinungen auftreten können und wie die Behandlung im Allgemeinen abläuft. Die Behandlungskosten werden von der gesetzlichen Krankenkasse übernommen. Falls du privat versichert bist, prüfe deinen Vertrag, ob die Allergie-Immunsystem abgedeckt ist.
Dr. Kristina: "Was ist eine Hyposensibilisierung?"
Was bewirkt eine Hyposensibilisierung bei Allergien?
Bei einer Hyposensibilisierung wird ein Medikament regelmäßig und in kontrollierter Dosierung verabreicht. Auf diese Weise wird das Immunsystem trainiert, wieder richtig auf die harmlose Substanz zu reagieren. Bei einem erfolgreichen Behandlungsverlauf hört der Auslöser also auf, ein Auslöser zu sein.1
Dr. Kristina erklärt dir kurz, wie die Hyposensibilisierung funktioniert:
Eine Allergie-Immuntherapie kann dabei helfen, die Symptome längerfristig zu bewältigen, indem die Ursache behandelt wird. Sie wirkt dabei ganz anders als symptomlindernde Medikamente (Symptomatika, Antiallergika), die ausschließlich nur die Symptome behandeln und dies auch nur kurzfristig. Sie enthalten Antihistaminika, Kortikosteroide oder schleimhautabschwellende Wirkstoffe.
In diesem Artikel erfährst du, wie die verschiedenen Allergiemedikamente üblicherweise angewendet werden, wer von einer Allergie-Immuntherapie profitieren kann und wann sie nicht infrage kommt. Zudem erfährst du, wie schnell eine Wirkung möglich ist und wie dein Leben nach einer Allergie-Immuntherapie aussehen könnte.
Wie unterscheidet sich die Hyposensibilisierung von anderen Arzneimitteln gegen Allergien?
Eine Allergie ist eine Erkrankung des Immunsystems. Das bedeutet, in deinem Körper funktioniert etwas nicht so, wie es sollte und in diesem Fall ist es dein Immunsystem. Die Hyposensibilisierung zielt darauf ab, die Ursache der Krankheit zu behandeln, während symptomatische Medikamente versuchen die verschiedenen Symptome der Krankheit kurzfristig zu lindern. Zum Beispiel unterbindet ein Antihistaminikum die Wirkung des Histamins, welches bei einer allergischen Reaktion freigesetzt wird. Kortikosteroide (Glukokortikoide) lindern allergisch bedingte Entzündungen.
Mit einem Nasenspray oder Augentropfen linderst du lediglich die Symptome deiner Allergie. Die Medikamente bekämpfen aber nicht die Ursache. Die einzige Behandlungsalternative, die deine Allergie an der Wurzel packt, ist die Hyposensibilisierung. Wenn du deine Lebensqualität dauerhaft verbessern möchtest, kommt also nur die Allergie-Immuntherapie infrage.
Im ersten Schritt einer jeden Allergiebehandlung wird versucht, den oder die Auslöser zu vermeiden. Dies gelingt aber nicht immer, denn es ist schier unmöglich, den winzigen umherfliegenden Pollenkörnern, Tierhaaren oder Hausstaubmilben komplett aus dem Weg zu gehen. Daher tritt trotzdem häufig eine verstopfte oder laufende Nase auf, die behandelt werden muss.
Die Wahl des Wirkstoffes und der Arzneiform hängt von der Art und Schwere deiner Symptome ab. Möglicherweise schlägt dir deine Ärztin oder dein Arzt auch eine Allergie-Immuntherapie vor – oder du sprichst sie bzw. ihn darauf an.
Symptomlindernde Medikamente wirken üblicherweise so lange, wie der Wirkstoff in deinem Körper zirkuliert. Manche Wirkstoffe haben auch vorbeugende Effekte. Üblicherweise nimmst du sie daher täglich ein. Im Gegensatz dazu zielt die Allergie-Immuntherapie auf eine schrittweise Gewöhnung an das Allergen und eine längerfristige Wirkung ab.
Wie schnell wirkt die Hyposensibilisierung?
Die erste spürbare Wirkung der Hyposensibilisierung kann bereits innerhalb weniger Monate eintreten, indem weniger oder mildere Symptome auftreten und du die Menge an symptomlindernden Medikamenten reduzieren kannst. Vielleicht kannst du sie sogar ganz weglassen. Die Toleranz gegenüber dem Allergen baut sich jedoch immer weiter auf und verfestigt sich allmählich, so dass der vollständige Behandlungsverlauf 3-5 Jahre dauert. Dies ist wichtig, damit die Wirkung auch nach Abschluss der Behandlung möglichst lange anhält.
Wann könnte die Hyposensibilisierung die richtige Behandlungsoption sein?
Eine Allergie-Immuntherapie könnte der nächste Behandlungsschritt sein, wenn einer oder mehrere dieser Faktoren bei dir zutreffen:
- Deine allergiebedingte verstopfte, laufende Nase und juckenden, tränenden Augen beeinträchtigen deinen Alltag.
- Du hast versucht, die Allergieauslöser zu vermeiden, aber es ist einfach zu schwer, dies konsequent zu tun.
- Symptomlindernde Allergiemedikamente haben in der Vergangenheit nur unzureichend gewirkt (oder auch gar nicht) und deine Allergiebeschwerden lassen sich nicht zufriedenstellend in den Griff bekommen.
- Du bist auf die regelmäßige Einnahme von Allergiemedikamenten angewiesen, möchtest aber vermeiden, diese dein Leben lang einzunehmen.
- Du machst dir Sorgen, dass sich deine allergische Rhinitis oder dein Heuschnupfen zu allergischem Asthma ausweiten könnte. Oder dass du andere Allergien entwickeln könntest.
- Insbesondere bei Allergien gegen Bienen- oder Wespengift kann eine Hyposensibilisierung lebensrettend sein, da eine allergische Reaktion schnell zu einem lebensbedrohlichen anaphylaktischen Schock führen kann.
Viele Menschen versuchen sehr lange, ihre Allergiesymptome mit Antiallergika in den Griff zu bekommen, bevor sie sich einer Allergie-Immuntherapie unterziehen. Wenn nichts dagegenspricht, sei schneller und warte nicht so lange.
Wann ist eine Hyposensibilisierung nicht möglich?
er dir eine Allergie-Immuntherapie vorschlägt.
Bei einigen Erkrankungen und gesundheitlichen Beeinträchtigungen ist laut der Leitlinie zur Allergie-Immuntherapie eine Hyposensibilisierung leider nicht möglich. Dazu gehören z.B.:
- unkontrolliertes Asthma
- bösartige Krebserkrankungen mit aktuellem Krankheitswert
- schwere und unkontrollierte Autoimmunerkrankungen, Immundefekte und relevante Immunsuppression
- schwere, psychische Erkrankungen
- unbehandelte, chronische Infekte
Bei einer Therapie mit Tabletten oder Tropfen gilt ebenfalls Vorsicht bei akuten oder chronischen offenen Wunden bzw. Entzündungen im Mund- und Rachenbereich. Hier sollte die Therapie so lange verschoben oder unterbrochen werden, bis die Schleimhaut wieder intakt ist.
Während einer Schwangerschaft sollte eine Hyposensibilisierung nicht begonnen werden. Eine bereits begonnene Therapie kann bei guter Verträglichkeit jedoch (nach Absprache mit der Ärztin oder dem Arzt) fortgesetzt werden. Wir empfehlen dir fachärztliche Beratung, um zu ermitteln, ob eine Hyposensibilisierung auch für dich infrage kommen könnte und auf welche Darreichungsform du auch bei gewissen Vorerkrankungen ausweichen könntest.
Kannst du eine Allergie loswerden?
Eine erfolgreiche Allergie-Immuntherapie verringert die allergischen Reaktionen und Symptome meist für viele Jahre. Einige Menschen stellen aber nach einiger Zeit fest, dass ihre Symptome zurückkehren, aber viele berichten auch von langfristig gelinderten Allergiebeschwerden.1 Sie müssen entweder nie wieder wegen Pollen, Hausstaubmilben oder Tierhaaren niesen - oder deutlich seltener.
Deine Allergiesymptome in den Griff zu bekommen kann lebensverändernd sein. Zudem kann es Folgendes bedeuten:
- weniger Bedarf an kurzzeitig symptomlindernden Allergiemedikamenten
- geringeres Risiko, neue Allergien zu entwickeln
- geringeres Risiko, dass sich ein allergischer Schnupfen zu allergischem Asthma entwickelt
Gegen welche Heuschnupfen-Auslöser hilft eine Hyposensibilisierung?
Eine Allergie-Immuntherapie zur Linderung von allergischem Schnupfen (Heuschnupfen) ist beispielsweise für folgende Allergieauslöser verfügbar:
- Hausstaubmilben
- Baumpollen
- Gräserpollen
- Kräuterpollen
- Schimmelpilze
- Tierhaare (z.B. Katze, Hund)
Es gibt verschiedene Darreichungsformen der Allergie-Immuntherapie bei Heuschnupfen, und nicht alle sind für jeden mit Allergien verfügbar. Dies hängt insbesondere von individuellen Faktoren wie dem Alter und dem Auslöser ab.
Die Behandlung von Allergien gegen Bienen- und Wespengifte (Hymenoptera) wird in Fachkreisen Venom-Immuntherapie (VIT) und spezifische Immuntherapie bei Insektengiftallergie genannt. Die Behandlung einer Erdnussallergie erfolgt derzeit als orale Immuntherapie (OIT).
Welche Arten von Allergie-Immuntherapien gibt es?
Die beiden Hauptarten sind die subkutane Immuntherapie (SCIT) und die sublinguale Immuntherapie (SLIT). "Subkutan" ist die ursprüngliche Behandlungsmethode mittels Spritzen, bei welcher das Allergen direkt unter die Haut in das Unterhautfettgewebe gespritzt wird, weshalb sie auch umgangssprachlich als Allergiespritzen oder Spritze gegen Allergien bezeichnet wurde. Heutzutage ist die Allergie-Immuntherapie auch in Form von Tabletten oder Tropfen erhältlich, die unter der Zunge angewendet werden. Sie geben dort die Allergene frei, welche über die Schleimhaut aufgenommen werden. Der lateinische Begriff „sublingual“ bedeutet „unter die Zunge“.
Alle Arten von Allergie-Immuntherapien enthalten eine definierte Menge des Allergens, auf welches du allergisch reagierst. Dadurch soll dein Immunsystem lernen, das fälschlicherweise als gefährlich deklarierte Allergen wieder als das zu betrachten, was es ist: harmlos. Je nach Arzneiform (Tabletten, Tropfen oder Injektionen) unterscheidet sich die Anwendung, wie etwa der Verabreichungsort oder die Häufigkeit der Einnahme. Es sollte die Arzneiform gewählt werden, die am besten zu deinem Alltag passt.
Sublinguale Immuntherapie (SLIT) mittels Tropfen oder Tabletten
Tropfen und Tabletten sind die modernsten Arzneiformen dieser lang etablierten Behandlungsmethode. Sie werden von dir einfach unter die Zunge gelegt beziehungsweise geträufelt. Die Allergene werden dann über die Mundschleimhaut aufgenommen. Die erste Dosis nimmst du in der Arztpraxis ein, damit das medizinische Personal dich überwachen und du mit deiner Ärztin oder deinem Arzt mögliche Nebenwirkungen besprechen kannst. Danach nimmst du deine Tablette oder Tropfen täglich eigenverantwortlich bequem zu Hause oder unterwegs ein. Neben der Bequemlichkeit ist es für viele Behandelte wichtig, keine Spritzen zu bekommen und keine regelmäßigen Termine in der Arztpraxis wahrnehmen zu müssen. Das spart viel Warte- und Lebenszeit.
Während der Behandlung werden regelmäßige Kontrolluntersuchungen durchgeführt, um sicherzugehen, dass alles gut läuft. Die vollständige sublinguale Immuntherapie (SLIT) dauert normalerweise 3 Jahre, weil das Immunsystem ein wenig Zeit zum richtigen Trainieren braucht. Kennst du das Sprichwort "Was lange währt, wird gut?“ Dein Durchhalten lohnt sich.
Prof. Dr. Kristian Reich erklärt in diesem Video, den Unterschied zwischen der Hyposensibilisierung mit Spritzen und Tabletten:
Orale Immuntherapie einer Erdnussallergie bei Kindern
Um Erdnussallergien bei Kindern zu behandeln, steht derzeit eine orale Immuntherapie (OIT, auch OTI = Orale Toleranzinduktion) zur Verfügung. Es handelt sich um ein Pulver mit einer kontrollierten Menge Erdnussprotein, das in ein Lebensmittel wie Joghurt eingerührt wird. Dein Kind erhält seine erste Dosis (oder die ersten Dosen) in einer Klinik oder Klinikambulanz. Falls es zu einer allergischen Reaktion kommt, kann vor Ort sofort mit der Notfallbehandlung begonnen werden. Läuft alles wie geplant, wird das Präparat im Verlauf täglich zu Hause eingenommen.
Ziel der Behandlung ist es, dass zumindest kleinere versehentlich aufgenommene Spuren von Erdnüssen nicht mehr in einer lebensbedrohlichen allergischen Reaktion münden.
Was sind die Unterschiede zwischen einer Allergie-Immuntherapie mittels Spritzen und Tabletten oder Tropfen?
In der nachfolgenden Tabelle erfährst du, welche Auslöser mit welcher Arzneiform behandelt werden können:
Tabletten und Tropfen | Spritzen (Injektionen) | |
Wie häufig ist die Anwendung? | Täglich | Die Häufigkeit ist abhängig vom jeweiligen Präparat. Während der Aufdosierungsphase wird die Dosis in kurzen Abständen gesteigert und in der Erhaltungsphase erfolgt die Injektion alle 4 - 8 Wochen. |
Wo nimmst du es ein? | Die erste Tablette in der Arztpraxis, danach ortsunabhängig | Immer in einer Arztpraxis |
Wie lange dauert die Behandlung? | Etwa 3 Jahre | 3 - 5 Jahre |
Welche Vorteile hat die Darreichungsform? |
| Du musst dich nicht an die tägliche Einnahme erinnern. |
Dauert es drei Jahre, bis sich der Behandlungserfolg einstellt?
Prof. Dr. Kristian Reich erklärt in diesem Video, wie lange es dauert, bis sich der Behandlungserfolg einstellt:
Kannst du mehrere Allergie-Immuntherapien gleichzeitig erhalten?
Es ist möglich, mehr als eine Allergie gleichzeitig an der Ursache zu packen. Wie der Behandlungsablauf bei einer sogenannten Polysensibilisierung aussehen könnte, besprichst du am besten mit deiner Ärztin oder deinem Arzt.
Können mit einer Allergie-Immuntherapie auch Kreuzreaktionen behandelt werden?
Die Behandlung eines Allergens kann auch Symptome reduzieren, die durch Kreuzreaktionen entstehen. Kreuzreaktionen (auch Kreuzallergien genannt) werden durch Substanzen ausgelöst, die deinem Allergieauslöser strukturell sehr ähnlich sind. Eine Allergie-Immuntherapie gegen Pollenallergien kann daher auch einigen Menschen mit oralem Allergiesyndrom (OAS), beziehungsweise der pollenassoziierten Nahrungsmittelallergie helfen.
Bis zu ein Drittel aller Menschen mit Heuschnupfen kann auch von einer Kreuzallergie betroffen sein. Je nach zugrundeliegender Allergie kann es so beim Verzehr von gewissen Obst-, Nuss- oder Gemüsesorten zu lokalen Missempfindungen wie Kribbeln, Jucken und Brennen im Mundbereich kommen. Zugrunde liegt hier aber keine Allergie auf das Nahrungsmittel, sondern auf z.B. Gräser- oder Baumpollen.
Wer also beispielsweise eine Allergie-Immuntherapie gegen eine Birkenpollenallergie erhält, wird gleichzeitig auch gegen Hasel, Eiche, Buche und Erle therapiert, da hier eine Kreuzreaktion dieser frühblühenden Bäume vorliegt.
Was sind mögliche Nebenwirkungen der Hyposensibilisierung?
Eine Allergie-Immuntherapie kann Lokalreaktionen hervorrufen, die normalerweise nicht behandelt werden müssen (aber können) und überwiegend zu Beginn der Behandlung auftreten. Sie klingen üblicherweise innerhalb weniger Wochen wieder ab, wenn dein Immunsystem sich beginnt, an den Auslöser zu gewöhnen.
Die Nebenwirkungen unterscheiden sich je nach Darreichungsform. Bei der Therapie per Spritze können lokale Reaktionen wie Rötungen und Schwellungen an der Injektionsstelle auftreten. Auch Hautausschläge sind möglich. Weniger häufig sind Symptome wie Kopfschmerzen, Schwindelgefühle oder allgemeine Müdigkeit.
Bei der Einnahme von Tabletten oder Tropfen kann es zu Beginn zu lokalen Reaktionen wie Juckreiz und Schwellungen in der Mundregion führen. Dagegen kann z.B. das Lutschen eines Eiswürfels helfen. Einige Patientinnen und Patienten erleben vorübergehend milde allergische Symptome wie Niesen oder juckende Augen. Gelegentlich können auch Bauchbeschwerden, Erschöpfung oder Kopfschmerzen auftreten.
Bei der Spritzentherapie kann es in seltenen Fällen zu starken allergischen Reaktionen kommen, die mehrere Körperorgane betreffen. Sehr selten (ca. 1 von 1.000 der mit Spritze behandelten Patientinnen und Patienten) kann dies zu einem allergischen Schock mit Atem- und Herzstillstand führen. Diese Reaktionen erfolgen meist direkt nach der Behandlung, weshalb Patientinnen und Patienten im Anschluss an die Injektion für etwa 30 Minuten in der ärztlichen Praxis verweilen, damit bei Bedarf sofortige medizinische Hilfe geleistet werden kann. Die Wahrscheinlichkeit für schwere allergische Reaktionen ist bei einer Immuntherapie mit Tablette oder Tropfen signifikant niedriger im Vergleich zur Spritzenmethode.
Können Kinder eine Hyposensibilisierung erhalten?
Ja, Kinder können eine Allergie-Immuntherapie in Form von Tabletten, Tropfen und Injektionen erhalten, wobei die Wahl des Präparats von ihrer Allergie, ihrem Alter, den individuellen Präferenzen und ihrem allgemeinen Gesundheitszustand abhängt. Expertinnen und Experten gehen sogar davon aus, dass die Erfolgschancen bei Kindern im Vergleich zu Erwachsenen höher sind. Voraussetzung für eine Allergie-Immuntherapie ist, dass das Kind mindestens 5 Jahre alt ist.
Treten weniger Allergiesymptome auf, brauchen Kinder auch nur geringere Mengen symptomlindernder Arzneimittel. Sind die Allergiebeschwerden gut im Griff, kann dies zudem das Fortschreiten der Allergie verhindern, etwa, dass sich weitere Allergien oder ein allergisches Asthma entwickelt. Eine erfolgreiche Behandlung kann das Alltagsleben eines allergischen Kindes rundum verändern.
Was erwartet eine Kinderärztin von einer Hyposensibilisierung?
Die Kinderärztin Dr. med. Christine Gronke aus Ludwigsfelde berichtet über ihre Erwartungen und Anforderungen an eine Hyposensibilisierung.
Patienten-Berichte zur Hyposensibilisierung
Die Hyposensibilisierung hat schon vielen Menschen geholfen, ihr Leben mit Allergien besser zu genießen. Überzeug dich selbst und lies die Erfahrungsberichte von Dennis, Nina und Lisa!
Dennis, Hobby-Gärtner und Imker über seine Hyposensibilisierung gegen Insektengiftallergie
Warum hast du dich für eine Hyposensibilisierung entschieden?
Die Imkerei und die Bienen, das hat mich wirklich emotional gefesselt. Man gibt da sehr viel Herzblut rein. Und dann kommt so eine Situation wie diese Allergie und ja, dann steht man erst einmal davor und weiß nicht, was man machen soll. Da war wirklich ein bisschen Angst im Spiel und auch kurz die Überlegung, mit dem Hobby aufzuhören. Familie und Freunde haben mir dazu geraten und gesagt: „Hey, dann war es das jetzt wohl mit deinen Bienen“. Aber was passiert, wenn du mal im Garten irgendwo beim Rasenmähen gestochen wirst? Dann bist du in keiner Weise vorbereitet. Wenn du jetzt aber gewappnet bist und du gehst zu den Bienen, hast einen kompletten Schutzanzug an und bist auch noch therapiert – dann ist das die beste Variante. Dafür habe ich mich also damals entschieden. Ich habe gedacht, wenn es irgendeine Möglichkeit gibt weiterzumachen, dann möchte ich das gerne tun.
Dennis Ratschlag an andere Allergikerinnen und Allergiker:
Man bekommt so viel Freiheit wieder, wenn man sich behandeln lässt, und das würde ich jedem raten. Es gibt einem wieder viel Lebensenergie.
Nina, Naturliebhaberin und Bloggerin über ihre Hyposensibilisierung gegen Heuschnupfen
Warum hast du dich für eine Hyposensibilisierung entschieden?
Bevor ich die Hyposensibilisierung durchgeführt habe, war die Natur eigentlich mein Feind. Es wird grün, die Bäume blühen, dann habe ich Angst bekommen, weil ich wusste, es wird mir schlecht gehen. Sich länger in der Natur aufzuhalten war für mich keine Freude, sondern eher lästig, weil ich dann anfing zu leiden und mich am Ende wirklich krank fühlte. Ich hatte Augentropfen, Nasentropfen und das hat ganz schnell nichts mehr gebracht und es wurde immer schlimmer. Das Schöne ist, dass ich nach der Hyposensibilisierung die Natur auch stundenlang genießen kann, was ich vorher nicht konnte.
Ninas Ratschlag an andere Betroffene:
Ich glaube, ein erfolgreicher Umgang mit der Allergie ist, zunächst einmal zur Allergologin oder zum Allergologen zu gehen. Man sollte wissen, was da passiert im Körper und was auch passieren kann, wenn man das nicht behandelt und es nicht abtun. Ich würde jedem raten, eine Hyposensibilisierung zu probieren.
Lisa, Mode- und Kunst-Liebhaberin über ihre Hyposensibilisierung gegen Hausstaubmilbenallergie
Warum hast du dich für eine Hyposensibilisierung entschieden?
Ich habe mich lange mit Allergiemedikamenten vollgepumpt. An vielen Tagen ging es mir nicht gut. Ich hatte verquollene, rote Augen, meine Nase war komplett zu. Häufig wurde meine Allergie für eine Erkältung gehalten. Ich hatte immer die Sorge, beruflich unterschätzt zu werden. Bereits nach einem halben Jahr habe ich gemerkt, dass sich meine Allergie-Symptome deutlich gebessert haben. Inzwischen nehme ich nur noch etwa zehn Prozent meiner Allergie wahr. Dafür lohnt es sich, diese Behandlung zu beginnen und durchzuhalten.
Lisas Ratschlag an andere Betroffene:
Die Hyposensibilisierung hat viel in meinem Leben verändert - ich fühle mich so viel besser. Eine Allergie schränkt im Alltag stark ein, daher empfehle ich auch anderen Menschen die Therapie mit einer Hyposensibilisierung. Viele wissen weder von dieser Behandlung - noch, dass es dafür speziell ausgebildete Ärzte gibt. Daher möchte ich, dass auch andere Menschen mit Allergien wissen: „Du musst nicht unter dieser Allergie leiden. Wenn es dich stört, dann kannst du etwas dagegen tun.“
Brauche ich für eine Hyposensibilisierung eine Diagnose?
Ja, denn mit einer Allergie-Immuntherapie wird ganz gezielt die Reaktion auf einen bestimmten Allergieauslöser behandelt, daher ist es wichtig zu wissen, welcher das ist (oder mehrere). Die Allergie-Immuntherapie wirkt nicht, wenn der falsche Auslöser behandelt wird oder wenn es sich bei dir gar nicht um eine Allergie handelt. Eine Allergie-Immuntherapie wird immer ärztlich verschrieben und begleitet.
Bei einer Allergie produziert dein Immunsystem Immunglobulin-E (IgE)-Antikörper, die spezifisch für deinen Auslöser sind.1 Deine Ärztin oder dein Arzt kann im Rahmen der Diagnose einen Allergietest, etwa einen Pricktest oder einen Bluttest durchführen, um das Blut auf diese Antikörper hin zu untersuchen.1 Zudem muss die Ärztin oder der Arzt auch über deine Symptome und deine medizinische Vorgeschichte Bescheid wissen und ob jemand in deiner Familie bereits eine Allergie hat.
Vorbereitung auf deine Arztbesuch: 7 Fragen, die du bei einem Arzttermin stellen kannst
Das Führen eines Allergietagebuchs ist eine ideale Möglichkeit, sich auf den Arztbesuch vorzubereiten. Notiere dort deine Symptome, die verdächtigen Auslöser und wann welche Symptome auftreten. Du kannst auch eine Liste mit deinen Fragen vorbereiten. Beispiele hierfür wären:
- Ist ein Allergietest möglich?
- Wie bekomme ich kurzfristig und langfristig meine Allergiebeschwerden besser in den Griff?
- Welche Behandlungsoptionen kommen für mich in Frage?
- Wie laufen diese ab und was sind Vor- und Nachteile?
- Könnte eine Allergie-Immuntherapie für mich infrage kommen und wie genau funktioniert dies ursächliche Therapie?
- Ich bin schwanger oder habe einen Kinderwunsch. Was gibt es zu beachten?
- Die Veranlagung für Allergien kann von Kindern geerbt werden. Sollte ich mein Kind also testen lassen, wenn es auch allergieverdächtige Symptome zeigt?
Hier zum Download des Fragenkatalogs für deinen Arztbesuch.
Auch deine Ärztin oder dein Arzt wird dir einige Fragen stellen, auf die du dich jetzt schon vorbereiten kannst, etwa:
- Welche Beschwerden haben Sie?
- Wann habe Sie diese Beschwerden und wie lange?
- Wie stark sind sie?
- Haben Sie bereits symptomatisch wirkende Medikamente versucht? Wenn ja:
- Welches Medikament?
- Wie hoch war die Dosierung?
- Gab es eine Besserung durch die Einnahme?
Kleiner Tipp: Setze dir vor dem Gespräch mit deiner Ärztin bzw. deinem Arzt ein Ziel und überlege dir, was du beim Verlassen der Praxis wissen möchtest. Am besten teilst du ihr bzw. ihm vorab mit, dass du einige Fragen vorbereitet hast. Dann kannst du gleich klären, wann du die Fragen am besten stellen kannst.
Brauche ich eine Überweisung von einer Ärztin oder einem Arzt, um eine Allergologin oder einen Allergologen aufzusuchen?
Je nach Krankenkasse benötigst du eine Überweisung deiner Hausärztin oder deines Hausarztes für eine Allergologin oder einen Allergologen. Es ist immer sinnvoll, zunächst eine Hausarztpraxis aufzusuchen, denn dort wird eine Erstbewertung durchgeführt, bei der eingeordnet wird, ob eine Allergie als Ursache deiner Symptome überhaupt infrage kommt. Dann wird dir eine Spezialistin oder ein Spezialist empfohlen. Du bist auf keinen Fall die erste Patientin oder der erste Patient mit dieser sehr häufigen Erkrankung.
Was ist für die zukünftige Behandlung von Allergien wichtig?
Prof. Dr. Kristian Reich beantwortet in diesem Video die Frage, was für die zukünftige Behandlung von Allergien wichtig ist:
Zusammenfassung
Eine erfolgreiche Desensibilisierung bei Allergien kann dein Leben grundlegend verändern. Sie trainiert dein Immunsystem wieder richtig, indem sie dich kontrolliert immer wieder mit dem Auslöser konfrontiert. Ziel ist es, deine Symptome und die Einnahme symptomlindernder Medikamente (aber auch Asthmamedikamente) nachhaltig zu reduzieren. Die gesamte Behandlung dauert etwa 3-5 Jahre, um den Effekt möglichst langfristig beizubehalten.
Die Behandlung ist für Gräser-, Baum- und Kräuterpollen wie Ambrosia, Insektengifte, Hausstaubmilben, Schimmelpilze und Tierhaare erhältlich. Die Darreichungsform hängt u.a. vom Auslöser und deinem Alter ab. Es stehen moderne Arzneiformen wie Tabletten, Tropfen (SLIT, sublinguale Immuntherapie) aber auch die altbewährten Injektionen (SCIT, subkutane Immuntherapie) zur Verfügung.
Im Gegensatz zu symptomlindernden Allergiemedikamenten wird bei der Allergie-Immuntherapie die zugrunde liegende Ursache deiner Allergie behandelt. Das Vorliegen passender Symptome sowie eines entsprechenden Sensibilisierungsnachweises sind grundlegende Voraussetzungen für einen Therapiestart. Deine Ärztin oder dein Arzt wird dich beraten, ob eine Allergie-Immuntherapie für dich infrage kommt. Oder du fragst einfach nach einer individuellen Beratung zur Allergie-Immuntherapie.
Redaktionsrichtlinien
Allergiecheck macht Allergiewissen verständlich für jeden und hält sich dafür an ein aufwendiges Redaktionsverfahren. Wir legen zum Beispiel Wert auf aktuelle und verlässliche Informationsquellen. Expertinnen und Experten der medizinischen Abteilung überprüfen unsere Inhalte, bevor wir sie an dich weitergeben. Das Experten- sowie auch das Redaktionsteam bemühen sich, jederzeit genau, gründlich, klar und objektiv zu sein. Unsere Redaktionsrichtlinien erklären im Detail, wie wir dies tun.
Allergiecheck macht Allergiewissen verständlich für jeden und hält sich dafür an ein aufwendiges Redaktionsverfahren. Wir legen zum Beispiel Wert auf aktuelle und verlässliche Informationsquellen. Expertinnen und Experten der medizinischen Abteilung überprüfen unsere Inhalte, bevor wir sie an dich weitergeben. Das Experten- sowie auch das Redaktionsteam bemühen sich, jederzeit genau, gründlich, klar und objektiv zu sein. Unsere Redaktionsrichtlinien erklären im Detail, wie wir dies tun.
Zuletzt medizinisch überprüft am 21. Februar 2024
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