Etwa jede oder jeder Vierte leidet in Deutschland an einer allergischen Erkrankung. Tendenz steigend! Gerade Kinder und junge Menschen sind zunehmend betroffen. Eine Atemwegsallergie stellt für Patientinnen sowie Patienten und ihre Familien eine große Belastung dar. „Allergische Erkrankungen werden immer noch von vielen unterschätzt“, sagt Prof. Karl-Christian Bergmann vom Allergie-Centrum der Charité Berlin. „Doch die Erkrankung kann für Betroffene unter Umständen verheerend sein.“ Mit der Zeit könne sich zusätzlich zum Heuschnupfen ein allergisches Asthma entwickeln oder es könnten weitere Allergien – zum Beispiel gegen Milben – hinzukommen. „Die Lebensqualität der Patientinnen und Patienten sinkt somit stetig“, betont Bergman
„Ich hätte viel früher handeln müssen!“
Julia Kurz reagierte nicht nur auf diverse Gräserpollen hochgradig allergisch. Auch die Pollen von Roggen und verschiedenen Bäumen sowie Hausstaubmilben setzten ihr stark zu. Doch zu einer Ärztin oder einen Arzt zu gehen, um ihre Allergie ursächlich behandeln zu lassen – das gehört nicht gerade zu den Lieblingsbeschäftigungen eines Teenagers: „Wenn es nicht unbedingt sein muss, dann gehe ich nicht in eine Arztpraxis“, sagt Julia Kurz. Dabei weiß sie mittlerweile: „Ich hätte viel früher handeln müssen!“ Ihr Schicksal ist kein Einzelfall: Viele Allergikerinnen und Allergiker warten damit, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. „Wenn man nur die Symptome bekämpft, schreitet die Krankheit trotzdem voran“, warnt Bergmann.
"Gefürchteter "Etagenwechsel"
Die Allergie-Immuntherapie (auch Hyposensibilisierung genannt) ist die einzige ursächliche Behandlung einer Allergie. „Während der Allergie-Immuntherapie wird der Körper behutsam an die Allergie-auslösende Substanz gewöhnt und darauf trainiert, nicht mehr allergisch zu reagieren“, erklärt Bergmann. Dadurch könne die Entstehung weiterer Allergien sowie eines allergischen Asthmas unterbunden werden. „Die oder der Betroffene genießt nach erfolgreicher Therapie eine ganz neue Lebensqualität – und zwar nachhaltig“, weiß der Experte.
Bei Julia Kurz verschlimmerte sich die Allergie dagegen zunehmend: Für Notfälle musste sie ein Asthmaspray mit sich führen. Damit trat das ein, vor dem sich so viele Pollenallergikerinnen und -allergiker fürchten: der so genannte „Etagenwechsel“, bei dem sich die Beschwerden vom Nase-Rachen-Raum auf die unteren Atemwege und die Lunge ausdehnen.
Allergie-Immuntherapie mit Tabletten, Tropfen oder Spritzen
Dann erzählte ihr die Tante von der Immuntherapie, die mittels Spritzen, Tabletten oder Tropfen durchgeführt werden könne und Julia Kurz entschloss sich, nun doch zu einem Arzt zu gehen. Dort ließ sie sich beraten, welche Therapie für sie die beste sei. Wegen ihrer Angst vor Spritzen riet ihr der Arzt zu einer Therapie mittels Tropfen oder Tabletten, die man entweder einmal täglich unter die Zunge legt oder träufelt. Die Tabletten und die Tropfen enthalten ebenso wie die Spritzen Allergene aus Gräserpollen, sodass sich der Körper an sie gewöhnen kann und allmählich seine übertriebenen Abwehrreaktionen einstellt. So beschloss Julia Kurz, ihrer Allergie damit den Kampf anzusagen.
Genug Energie – sogar für ein Studium
Seitdem sie die Allergie-Immuntherapie durchführt, hat sich ihr Allgemeinzustand deutlich verbessert. Sie fühlt sich seltener müde. Das Nasenspray ist kaum noch notwendig. Ihre leichten Asthmaschübe sind sehr viel seltener geworden. So kommt Julia Kurz zunehmend beschwerdefrei im Berufsleben an: Ihre künftige Arbeit erfüllt die Physiotherapie-Studentin des dualen Studiengangs der Fachhochschule Kiel mit Freude. Vor dem Lernen hat sie diesmal übrigens keine Angst. Jetzt, wo sie ihre Allergie im Griff hat, hat sie den nötigen Elan dazu.