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Jedem zweiten Heuschnupfen-Patienten droht Asthma

03. Mai 2016

Wenn jetzt im Frühling wieder die Pollen fliegen, sollten Heuschnupfen-Geplagte genauer auf ihre Symptome achten: Pfeifende Atemgeräusche, ein Engegefühl in der Brust, Hustenreiz oder Kurzatmigkeit können Warnzeichen sein, dass sich aus einer Allergie ein Asthma entwickelt hat. Von dieser Erkrankung sind in Deutschland bis zu acht Millionen Menschen betroffen. Fünf bis sieben Prozent der Erwachsenen haben schon einmal in ihrem Leben die Diagnose Asthma erhalten. Bei Kindern ist die Erkrankung noch häufiger: Bis zu 10 Prozent der Heranwachsenden leiden darunter. Damit ist Asthma die häufigste chronische Erkrankung im Kindesalter. Asthma-Erkrankungen haben in den letzten Jahrzehnten zugenommen: „Eine der Hauptursachen dafür ist wohl der Anstieg von allergischen Erkrankungen insgesamt“, stellt Dr. Andreas Hellmann fest, Vorsitzender des Bundesverbandes der Pneumologen, Schlaf- und Beatmungsmediziner (BdP). Allergien sollten als Erkrankung unbedingt ernst genommen werden: „Jeder zweite Heuschnupfenpatient läuft Gefahr, mit der Zeit ein allergisches Asthma zu entwickeln“, so Dr. Hellmann.

Neben allergischem Asthma gibt es auch nicht-allergisches Asthma, wovon aber nur etwa 20% der Asthmatiker betroffen sind. Der Großteil von ihnen leidet unter allergischem Asthma oder unter Mischformen. Dabei ist der Zusammenhang zwischen Allergien und Asthma offensichtlich: Allergien auf Pollen oder Milben verursachen eine Entzündungsreaktion der Atemwege. Wenn bei einem Allergiker nicht nur die Schleimhäute der Nase permanent entzündet sind, sondern zusätzlich die Schleimhäute der Bronchien auf die Allergene reagieren und sich verengen, kann dies Asthma auslösen. Dies äußert sich dann in den typischen Symptomen wie Atemnot, Hustenanfällen und einem Engegefühl in der Brust.

Asthma hat erhebliche Folgen für die Lebensqualität der Betroffenen: „Neben den körperlichen Beschwerden ist die Krankheit auch psychisch belastend. Asthmapatienten müssen kontinuierlich Medikamente nehmen. Vielen macht die ständige Angst vor einem Anfall zu schaffen. Oder die Angst vor einem Atemwegsinfekt – denn solche Infekte verlaufen bei Asthmatikern häufig besonders schwer und sind langwierig“, erklärt Dr. Hellmann. „Glücklicherweise lässt sich Asthma heute aber in vielen Fällen gut kontrollieren. Dann kann man mit der Erkrankung ein normales Leben führen, abgesehen von den Medikamenten. Es gibt eine ganze Reihe von Olympiasiegern, die an Asthma leiden.”

Um allergisches Asthma zu vermeiden, sollte man seine Allergie mit einer Hyposensibilisierung ursächlich behandeln: Dabei wird der Körper langsam an das Allergen, auf das er reagiert, gewöhnt und lernt, nicht mehr allergisch zu reagieren. Nur eine Hyposensibilisierung kann verhindern, dass aus einer Allergie irgendwann Asthma wird. Nasensprays und Augentropfen lindern zwar akute Beschwerden, sind aber hinsichtlich einer Prävention von Asthma wirkungslos. Auch die WHO empfiehlt die Hyposensibilisierung, die bei rund 80% der Patienten erfolgreich ist. „Eine Hyposensibilisierung ist besonders erfolgversprechend, wenn sie zu einem frühen Zeitpunkt der allergischen Erkrankung durchgeführt würde, am besten bereits im Kindesalter“, sagt Dr. Hellmann. „Bei Menschen mit vielen Allergien, die das ganze Jahr über Beschwerden haben, wird die Behandlung immer schwieriger. Gleichzeitig besteht hier das höchste Asthmarisiko.”

Eine Hyposensibilisierung kann mit Spritzen, die der Arzt verabreicht, oder auch in Form von Tabletten, die der Patient selbstständig zu Hause einnehmen kann, durchgeführt werden. Die Therapie dauert rund drei Jahre. Die aktuelle Leitlinie der allergologischen Fachgesellschaften (1) empfiehlt, Präparate zu wählen, die zugelassen sind, für die eine Wirksamkeit in wissenschaftlichen Studien nachgewiesen wurde und die vor der Entwicklung von weiteren Allergien und vor Asthma schützen. Die Kosten für eine Hyposensibilisierung tragen in der Regel die Krankenkassen.

(1) Leitlinie Spezifische Immuntherapie. Leitlinie zur (allergen-) spezifischen Immuntherapie bei IgE-vermittelten allergischen Erkrankungen. Pfaar et al., Allergo J Int;23:282–319, 2014