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Auf den Hund gekommen

24. Oktober 2018

Nellie heißt die Hundedame, die neuerdings das Leben von Familie Schatz auf den Kopf stellt. Dass der Parson Russell Terrier – oder überhaupt ein Haustier – für Emil (10), David (8) und die Eltern Susanne und Stefan infrage kommt, war lange Zeit ungewiss. Denn Emil ist Allergiker.

Zwar nicht gegen Hunde- aber gegen Katzenhaare ist Emil allergisch. Auch Pollen und Hausstaubmilben machen dem Zehnjährigen seit Langem zu schaffen. Sehr sogar. Bis vor einem Jahr nahmen die allergischen Reaktionen kontinuierlich zu. Im Sommer lief und juckte Emils Nase, im Winter war sie ganz verstopft. Und immer öfter kamen Hustenanfälle und Atembeschwerden hinzu.

„Ich war teilweise wochenlang krank und verpasste auch viel in der Schule“, erzählt Emil. Susanne Schatz ergänzt: „Der Husten und die Atembeschwerden erinnerten uns sehr an die Symptome meines Mannes, der seit seiner Kindheit Pollen- und Hausstauballergiker ist – und Asthma hat!“ Trotzdem tippten sie erst mal auf eine spastische Bronchitis: „Erst, als sich die Symptome überhaupt nicht besserten, wies uns eine Allergologin auf den Zusammenhang zwischen Allergien und Asthma hin.“ Bei durchschnittlich jedem dritte Allergie-Patienten besteht die Gefahr eines sogenannten „Etagenwechsels“. Wenn Allergien unbehandelt bleiben, besteht ein hohes Risiko, Asthma bronchiale zu entwickeln. Einige Monate später wurde diese Diagnose auch bei Emil gestellt.

Emil hat die Allergie an der Wurzel gepackt

Familie Schatz zog schon vorher die Notbremse und entschied sich für eine subkutane Immuntherapie (SCIT). „Das ausschlaggebende Kriterium war für uns eigentlich, nicht weiter nur die Symptome zu behandeln, sondern das Übel an der Wurzel zu packen“, so Susanne Schatz: „Wenn wir gewusst hätten, welche Folgen die Allergien für Emil haben würden, hätten wir wahrscheinlich schon viel früher mit der Hyposensibilisierung begonnen.“ Seit einem Jahr bekommt Emil alle vier bis sechs Wochen regelmäßig Hausstauballergene gespritzt – eine Behandlung, die der Zehnjährige tapfer über sich ergehen lässt, einfach weil er sie sehr logisch findet: „Der Grund, warum ich auf Hausstaub so krass reagiere, ist ja, dass mein Abwehrsystem zu stark gegen die Allergene ankämpft. Und die bekomme ich jetzt einfach so lange gespritzt, bis sich mein Körper daran gewöhnt hat und merkt, dass die gar nicht so schlimm sind. Mein Immunsystem merkt quasi, dass keine Gefahr droht.“ Parallel wird der Hamburger Grundschüler mittlerweile von einer Lungenfachärztin begleitet, die seine Lungenkapazität regelmäßig kontrolliert.

Erfolgreiche Hyposensibiliserung bei Asthma

Auswertungen einer internationalen Arbeitsgruppe im Auftrag der internationalen Fachgesellschaft European Academy of Allergy and Clinical Immunology (EAACI) bestätigen, dass eine erfolgreiche Hyposensibiliserung bei Kindern mit allergischem Asthma möglich ist. Im Rahmen einer Leitlinienentwicklung für die EAACI wurden Wirksamkeit, Kosten-Nutzen-Verhältnis und Verträglichkeit der Hyposensibilisierung ausgewertet. Das Ergebnis: Sowohl die während der Behandlungsdauer auftretenden Symptome wie auch die Anwendung von Asthma-Medikamenten konnten durch die Hyposensibiliserung wesentlich reduziert werden. Weiter fanden die Wissenschaftler heraus, dass eine subkutane Immuntherapie die Lebensqualität verbessern und die allergenspezifische Übererregbarkeit (Hyperreagibilität) der Atemwege vermindern konnte. Ähnliches galt für die längerfristige Wirksamkeit nach Beenden der Immuntherapie.

Auch bei Emil ist der Erfolg der Hyposensibilisierung schon nach einem Jahr deutlich spürbar: „Ich muss nicht mehr so viel niesen, ich kann wieder besser schlafen und ich bin nicht mehr so oft krank“, berichtet Emil. Faktisch sind sowohl die Allergie- als auch asthmatische Beschwerden zurückgegangen: Emils Lungenwerte sind stabil und wenn die Nase juckt oder verstopft ist, reicht mittlerweile ein Antihistaminikum in Form von Tropfen. Trotzdem muss die Familie die Therapie noch zwei weitere Jahre fortführen. Erst dann kann von einer längerfristig erfolgreichen Behandlung ausgegangen werden.

Der Hund im Haus – eine Gewissensfrage

„Wir haben natürlich sehr genau überlegt, ob wir es wagen können, einen Hund anzuschaffen“, berichtet Susanne Schatz: „Immerhin besteht bei unserer allergenen Vorgeschichte ein gewisses Risiko. Wenn uns die Allergologin davon abgeraten hätte, wäre es bei dem Traum vom Haustier geblieben.“ Um sicherzugehen, führte die Ärztin einen Test auf Hundeallergene bei Emil durch – ohne Reaktion. Nachdem auch die Blutuntersuchung auf mögliche Antikörper negativ ausfiel, gab die Allergologin für Nellie grünes Licht.

Dass Tierhaare indirekt auch Hausstauballergiker reizen, ist den frisch gebackenen Hundebesitzern bewusst. „Ja, wir wissen, dass Fellhaare und Hautschuppen von Haustieren ein idealer Nährboden für Milben sind. Daher achten wir mehr denn je auf Sauberkeit. Bei uns wird jeden Tag sehr gründlich gesaugt und gewischt. Der Hund darf nicht in die Kinderzimmer. Außerdem nutzen wir für alle Betten und Polster Encasings. Emil will sich indes von seinen Allergien nicht mehr einschränken lassen. Er sieht vor allem die positiven Seiten: „Hey, ich war noch nie so viel spazieren, wie mit Nellie. Und lange Spaziergänge an der frischen Luft sollen ja sehr gesund sein – hab ich gehört.“

Sind Sie Allergiker und überlegen Sie sich auch, ein Haustier anzuschaffen? Fragen Sie am besten vorher Ihren Arzt. Er kann Sie dazu am besten beraten.